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Montag, 9. Dezember 2013

Zu Weihnachten




Ich bin für einen Weihnachtsengel!
Auf keinen Fall so'n puttig dicker Bengel,
auch nicht mit einem Rauschebart
eher einen der grazielen Art.

So wie einst ihn als Kind ich sah,
mit gülden feinem Engelshaar,
wallend über schnellem Weihnachtsschlitten
und das ganz ohne dicke fette Pommesfritten.
Mit milchig sanfter Feenhaut,
mit den feinen Flügeln einer Himmelsbraut,
mit weißem Perlenglitzerkleid
und sommerlicher Lichtigkeit.

Mit einer Stimme, klar wie Glocken
beim wilden Weihnachtslieder rocken.
Ganz botoxfrei, die weise Stirn,
auch kein Silikon in Brust und Hirn.
Nur Apfel, Nuss und Mandelkern,
nur Keks und Schoki aus dem fernen Bern.
Tanzt er, sie, es im Tangoreigen
Den heilgen Stinkefinger her zu zeigen…

UND TSCHÜSS
Mit krummem Reim und was auch immer.
Das wird noch. Vielleicht nur schlimmer.



8. November 2013 © GvF

Freitag, 8. November 2013

Aralia für die Kinder vom Kinderheim Pauline von Mallinckrodt

© GvF















Aralia und das Sonnensegeln
Aralia, sei eine gewöhnliche Dame - in einem Garten, so sagte es Manche und Mancher, die oder der es wissen musste. Das machte Aralia ein wenig traurig. Wer wollte schon gewöhnlich sein. Sie streckte ihre Blütenblätter strahlend gelb und keck in die Sommersonne und in den Sommerwind, nährte Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Aralia erzitterte vor Freude und Glück, wenn die nektarhungrigen Flugkünstlerinnen aus ihr tranken und die klebrig süßen Pollen mit ihren Beinchen abstreiften. Im Spätsommer dann ließ sie ihre feinen Samen an schneeweißen Schirmen in die Sonne segeln. Das war ein Feenspiel und gar nicht mehr gewöhnlich. 

© GvF

Aralia gibt es jetzt in meinem Shop als gerahmten Kunstdruck, Poster,  Leinwand- Gelerieprint und Grußkarte.

Bis einschließlich 15. November 2013 gebe ich 20% meiner Erlöse an das Projekt vom "DWW - Das Frauenforum" zur die Unterstützung des Kinderheim Pauline von Mallinckrodt.

Dienstag, 5. November 2013

Frühzeitige Dämmerung

GvF

















Mein Mitarbeiter und ich wissen es jetzt! Warum es schon so früh dunkelt wird. Dienstag, 5. November 2012 16Uhr49 und es dämmert. Wir haben es über Wochen genaustens beobachtet! Heute Morgen zum Beispiel, es war gerade 9Uhr15, da stand die Sonne schon auf Mittag. So verhält es sich schon seit Tagen, ach, seit Wochen...
Wie kann die Sonne dann bis zum Abend reichen? 
Geht doch gar nicht.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Zur Zeit _ 001

Damit Sie, Du, Er, Sie, Es und Welche oder Wer auch immer wissen was ich tue währenddessen hier Stille schweigt.
Zur Zeit schreibe ich an verschiedenen Erzählungen. Vielleicht wird die eine von ihnen eine neue Küchenprosa. Wir sind uns noch uneins. Sie sagt ja, ich, ja aber. Sie spielt im Moment in den fünfziger Jahren und Ella konnte singen wie Zarah Leander. Die zweite Erzählung schlendert in einer fremden kleinen Stadt und lässt Finger über Tischkanten gleiten. Die dritte gibt Rätsel auf, in seltsamem Licht. Herbert findet alles normal. Eine wichtige Gemeinsamkeit vereint alle drei, es ist Sommer.

Und ich? Ich stippe gerade einen dicken Schokoladenkeks in meinen Herbstkaffee.


Schokoladenfreie Buchstabencarrés ⓒ GvF


Donnerstag, 26. September 2013

Küchenprosa - Frauen

by Thomas Gainsborough
Der Brief

Krachend stoben Scherben und feinste Splitter Mutters Porzellanteller von der Wand in die tiefsten Winkel der Küche. Jahre später fand ich noch einige von ihnen hinter Herd und Küchenschrank. Es folgten die Tasse und die große Salatschüssel. Die Terrine verschonte sie, sie war die einzige, die wir noch hatten. Mutter hatte die Küchentür von innen verschlossen und tobte, wie eine wütende Frau nur toben konnte. Großmutter bügelte die Tischwäsche, Mutters Schwester faltete sie sorgfältig und schrankgerecht, ich besprengte Geschirrtücher mit lauwarmem Wasser und meine Schwester ersetzte fehlende Knöpfe an Bett- und Kissenbezügen. Wir sprachen kein Wort. Das Zischen des heißen Bügeleisens beim Aufsetzen auf den feuchten Stoff und der Duft der frisch gebügelten Wäsche umhüllten uns in der tobenden Stille mit dem bedrückenden Dunst der Gewissheit auch diese Aufgabe meisten zu können. Ich atmete langsam und konzentriert. Auch Großmutter und meine Schwester waren mehr auf ihren Atem bedacht. Das Bügeln, Befeuchten, Nähen und Falten war handübliche Nebensache. Dann wurde es still in der Küche. Wir sahen uns an, lauschten, hielten inne, für einen Augenblick, und arbeiteten weiter. Nach einer Weile weckte uns der Duft von Gebackenen und frisch gebrühtem Kaffee. Der Schlüssel drehte sich im Schloss, Großmutter schaltete das Bügeleisen aus. Meine Schwester schnitt den Nähfaden ab und legte die Nadel zurück in die kleine Schachtel. Meine Tante legte das letzte Geschirrtuch auf den Stapel zu den anderen und ich goss das restliche Wasser aus der kleinen Schüssel in den Topf des Gummibaums. Mutter öffnete die Tür und lächelte uns mit rotem Gesicht und verweinten Augen entgegen. Sie hatte den Küchentisch mit ihrem schönsten Porzellan und den bestickten Leinenservietten gedeckt. Auch die weißen Kerzen in den Kristallhaltern hatte sie entzündet und lud uns zu Kaffee und Waffeln mit Sahne und Himbeeren aus unserem Garten. Mutter wirkte gefasst und zerbrechlich, ihr welliges Haar hatte sie aus ihrem Gesicht gestrichen. Ein leises Grollen unter ihrer Haut überschlich mich als sie mich in ihre Arme schloss, mir liebevoll über mein Haar strich und versicherte, es werde alles gut. Sie roch nach Traurigkeit und aufgeräumter Küche. Wir setzten uns zu Tisch. Noch immer sprachen wir kein Wort. Die Nachmittagssonne tränkte den Raum mit sommerlichem Licht und warf die Blumenranken der Gardine in Schatten an die Wand. Der Kaffee floß dampfend in die Tassen und meine Schwester verteilte eine Waffel auf jeden Teller, Sahne und Himbeeren nahm sich jede selbst. Großmutter hielt wie immer Untertasse und Tasse in der rechten Hand und schloss ihre Augen bei jedem Schluck. Die Silberlöffel ließen die gefüllten Tassen beim Verrühren der Sahne in  kurzem dumpfen Klang erschaudern. Wir aßen und tranken und besprachen die Beerenernte für den nächsten Tag. Dann stand Mutter auf, öffnete die linke Tür des Küchenbuffetts, griff hinein, kam zurück und legte einen geöffneten Brief im amtsfarbenen Kuvert auf den Tisch.

25. September 2013, GvF

Freitag, 20. September 2013

Küchenprosa - Mann


GvF
Der Mann in der Küche

Zur eines Wintertages Mittagszeit stand er vor mir, mit ernstem Blick. Sah mir fest in die Augen und zog mit einem energischen zipp den metallenen Reißverschluss seiner Hose auf. Seine kräftigen kurzen Finger arbeiteten gezielt. "Siehst Du das?!" Er schob seinen schwarz glänzenden Slip bis zur Mitte seiner dunkel behaarten Oberschenkel. "Weißt Du was das ist?" Mein Blick wanderte zwischen seinem Gesicht und dem ruhenden Gemächt in seiner Hand. "Sieh hin!" Sein linker Zeigefinge wies konsequent die Richtung. "Ich bin ein Mann! Verstehst Du! Ein Mann! Und diese angebliche Tatsache, alle Embryos seien erst weiblich und später erst bilde sich ein Penis, das ist Quatsch! Weißt Du, absoluter Quatsch! Du bist wohl nie zur Schule gegangen? Es verhält sich nämlich genau umgekehrt. Allen Embryos wächst ein Penis und wenn es ein Mädchen wird stülpt er sich nach Innen. Du hast keine Ahnung... meinst nur schlauer zu sein, weil Du studiert hast. Damit das jetzt klar ist. Ich bin ein Mann!" Seine grünen Augen leuchteten ernst über der runden Nase und der zurückgenommenen Oberlippe. Sorgfältig verpackte er seine leiblichen Utensilien, verlieh mit einem Aufstampfen des rechten Fußes seiner Rede Nachdruck und verließ Küche, Herd und mich. Für eine Weile.


20. September 2013, ⓒ GvF

Mittwoch, 18. September 2013

vor wort



Foto von Günther Berber



vor wort

was soll ich sagen?
nichts will ich sagen.
meinen mund geschlossen halten.
spüren wie sie schmecken,
dem duft der gedanken folgen,
den unausgesprochenen klang ersinnen.
einfach nichts sagen.


was soll ich schreiben?
nichts will ich schreiben.
die augen halb geschlossen halten,
die finger stumm ins licht legen
und stille sein.

18.09.2013, ⓒ GvF

Donnerstag, 29. August 2013

Los


GvF


Los

lass meine Hand
los
küsse meine Lippen
nie wieder
kämme mein Haar
aus
Illusionen


29. August 2013, GvF

Dienstag, 27. August 2013

Einssein


"Die Dreizehnte" GvF
Einssein

Ich spüre dich
in meinem Haar
auf meiner Haut
in meinen Händen

Ich spüre dich
in jedem Stein und jedem Baum
in jedes Blattes Tanz
in jeder Krume mir zu Füßen

Ich spüre dich
in jedem warmen Fell 
und jedem Flügelschlag
in jedem, in mir nur erahntem Wort
in jedem Herzschlag und jedem Atemzug
So sind wir eins


10. August 2013, GvF